„Demokratie in Gefahr?!“ Dieses Thema wäre eigentlich auch etwas für eine Polit-Talkshow im Fernsehen. Statt Maybrit Illner oder Frank Plasberg hatten aber Silke Delbrügge und Andreas Glink diese Fragestellung vorgebracht – nicht im TV, sondern in ihren Sozialwissenschaften Grund- und Leistungskursen der Jahrgangsstufen 10 und 11 am Städtischen Gymnasium Bad Laasphe. Jugendliche beschäftigten sich dort mit der Frage, was die Demokratie heute in Gefahr bringen kann. Sowi-Lehrerin Silke Delbrügge ist sich sicher, „dass sich die Schüler schon für die tagesaktuelle Politik interessieren“. Letztlich seien auch die Ideen der jungen Leute auf die Plakate gekommen, die gestern auf Ständerwänden am Haus des Gastes zu sehen waren und auf denen auch so manche provokante Wahlparole demokratieferner Parteien und großer „Staatsmänner“ entlarvt wurde. Recep Tayyip Erdogan hätte sich maßlos geärgert…

„Unser Auftrag ist es, für Demokratie zu werben“

Für diese Aktion der Laaspher Schüler gab es außer der bevorstehenden Bundestagswahl einen konkreten Anlass: Auf dem Wilhelmsplatz machte gestern die „Demokratietour NRW“ der Landeszentrale für politische Bildung Station. „Unser Auftrag ist es, für Demokratie zu werben“, betonte Professor Dr. Andreas Kost, stellvertretender Leiter der Landeszentrale. So kurz vor einer Wahl tingelt das Team der deutschlandweit ältesten Landeszentrale für politische Bildung durch Städte und Gemeinden, um dazu aufzurufen, wählen zu gehen – natürlich ohne eine konkrete Wahlempfehlung, nur eine Partei aus dem demokratischen Spektrum sollte es schon sein. Auf dem Wilhelmsplatz hatte die Landeszentrale gestern einen analogen Wahl-O-Mat aufgebaut, der wie sein digitales Pendant im Internet mit der Zustimmung und Ablehnung von Thesen eine Tendenz abgibt, welche Partei den eigenen Ansichten entspricht. Darüber hinaus hatte die Landeszentrale ein Quiz zur Politik in Nordrhein-Westfalen mit nach Bad Laasphe gebracht. Die Besucher durften für sich entscheiden, was ihnen wichtig an der Demokratie ist.

Landeszentrale kam mit fünf Mitarbeitern

Nicht zuletzt konnten die Laaspher ihre Anregungen für die Kommunalpolitik aufschreiben – oder dem Bürgermeister direkt sagen, denn Dr. Torsten Spillmann war mit Fachbereichsleiter Volker Kohlberger am Aktionsbus ebenfalls mit von der Partie. Die Landeszentrale für politische Bildung war mit fünf Mitarbeitern vor Ort, an der Aktion beteiligten sich auch das Kommunale Integrationszentrum des Kreises Siegen-Wittgenstein und der Integrationsbeauftragte der Stadt Bad Laasphe – mit vereinten Kräften für die Demokratie. In Zeiten, in denen politische Kräfte im In- und Ausland die Grundsätze der Demokratie in Frage stellen oder aushebeln. In ihren Gesprächen im Rahmen der Demokratietour erlebt Professor Dr. Andreas Kost „immer wieder ein Spiegelbild der Gesellschaft“.

Viele Passanten sehen es als wichtig an, dass die Landeszentrale für die Demokratie einsteht. Es gebe Unentschlossene, „die wir ganz bewusst ansprechen müssen, um sie über die Vorteile der Demokratie zu informieren“, erläuterte der stellvertretende Leiter der Landeszentrale. Es sei nicht immer ein leichtes Unterfangen, aber Demokratie sei ja auch nicht immer perfekt: „Es geht nicht per Knopfdruck. Demokratie ist immer auch Kompromiss und Konsens.“ In den seltensten Fällen gebe es Menschen, „die sagen, Demokratie hat keinen Zweck“, berichtete Professor Dr. Andreas Kost. „Es ist aber sehr schön, dass es noch viele Bürger gibt, für die die Demokratie eine Herzensangelegenheit ist.“

Quelle: Siegener Zeitung, vom 21.09.2017