Wer aus Hessen kommt und eine Schule in Bad Laasphe besuchen möchte, muss für den Schulweg bezahlen, wer aus NRW kommt nicht: Eine vermeintliche Ungerechtigkeit, die den Schülerinnen und Schülern des Städtischen Gymnasiums schon seit einigen Schuljahren bekannt ist. Bürgermeister Dr. Torsten Spillmann erklärte sich bereit, in der Schule mit den Schülerinnen und Schülern über diese Thematik zu diskutieren. Genau einen Tag zuvor war der neue Kompromiss eines günstigeren Tickets zwischen den beteiligten Fahrgastverbänden RMV und ZWS verkündet worden. Die Hintergründe dieser Entscheidung wurden nun von den Schülerinnen und Schülern erfragt. 

Bis zu ca. 500,- Euro im Jahr müssen Eltern momentan für den Schulweg ihrer Kinder aus dem hessischen Hinterland nach Bad Laasphe zusätzlich bezahlen. Innerhalb Hessens können die Schülerinnen und Schüler mit dem Hessenticket für 365,- Euro im Jahr landesweit fahren.

Die Schülerinnen und Schüler des “Städtischen” vollzogen über einen Zeitraum von mehreren Wochen in projektorientiertem Unterricht nach, wo die Probleme bei der Suche nach einem Lösungsanatz lagen und was die beteiligten Akteure letztlich an der Situation verbessern konnten. Sowohl zwei 9. Klassen unter der Leitung von Anna Schraub und Nicole Franzke-Dill als auch der Leistungskurs Sozialwissenschaften der Jahrgangsstufe 11 unter der Leitung seines Lehrers Andreas Glink widmeten sich dieser Problematik in intensiven Unterrichtsstunden. Den großen Abschluss dieser Kommunalpolitikreihe bildete der Besuch von Bürgermeister Dr. Torsten Spillmann und Fachbereichsleiter Volker Kohlberger während eines Ortstermins in der Aula der Schule am vergangenen Donnerstag.

Zu Beginn begrüßte Karsten Holz die eingeladenen Gäste sowie die anwesenden Schülerinnen und Schüler herzlich und wies auf die Notwendigkeit einer gelebten Demokratieerziehung gerade in Schule hin. Dass dazu auch die Auseinandersetzung mit aktuellen Entwicklungen vor Ort gehöre, mache den Unterricht nur noch lebendiger und interessanter. Um die Problematik besser nachvollziehen zu können, informierten sich alle Anwesenden zunächst in einem Museumsgang zum Thema der länderübergreifenden Schülerbeförderung, den die Schülerinnen und Schüler der 9. Klassen mit informativen Plakaten gestaltet hatten. Nachdem sich alle einen Überblick verschaffen konnten, begann die Podiumsdiskussion.

Drei Wochen hatten sich die Schülerinnen und Schüler des Leistungskurses Sozialwissenschaften hierauf vorbereitet. Allerdings war während dieser Vorbereitungen die Ausgangssituation noch eine andere gewesen. Nur einen Tag vor dem Termin mit Bürgermeister Dr. Spillmann war durch den Rhein-Main-Verkehrsverbund, den Zweckverband Personennahverkehr Westfalen-Süd und die Landkreise Siegen-Wittgenstein und Marburg-Biedenkopf der Lösungsweg verkündet worden, dass das Ticket von Niederlaasphe nach Bad Laasphe günstiger werde. Schülerinnen und Schüler aus Hessen bezahlen ab kommendem Schuljahr für den Teil ihres Schulwegs, der sie durch NRW führt, statt bis zu 500,- Euro im Jahr nur noch 114,- Euro zusätzlich.

Diese Entwicklung legte Dr. Torsten Spillmann dann zu Beginn der Podiumsdiskussion dar. Dabei bedankte er sich bei den beiden Verkehrsverbünden und den Verwaltungsspitzen der beteiligten Landkreise für diese Lösung. Geführt wurde die anschließende Debatte von der Schülerin Sophia Wydra und den Schülern Lukas Grebe, David Georg, Micha Unterderweide und Lukas Wetter. Trotz oder gerade durch diese unvorhersehbare Einigung, hatten die Leistungskursschüler eine Menge Fragen an die beiden Vertreter der Stadt. So wollten sie zum Beispiel wissen, wieso die Stadt Bad Laasphe bezüglich der Tickets nicht so viele Handlungsmöglichkeiten gehabt habe, wie man landläufig geglaubt habe. Dr. Spillmann erklärte, dass nicht nur die Stadt-, sondern auch die Kreis- und Landesebene betroffen gewesen seien.

Auch der gute Ruf des Städtischen Gymnasiums bis ins hessische Hinterland hinein war Thema der Diskussion. Volker Kohlberger betonte, er sehe es als wichtig an, dass auch zukünftig hessische Schülerinnen und Schüler und ihren Eltern durch den neuen, deutlich günstigeren Fahrpreis nach Bad Laasphe ihre Schulentscheidung wieder unabhängiger von finanziellen Überlegungen treffen könnten. Darüber hinaus gebe es für Familien, die sich trotz des niedrigeren Preises das Ticket nicht leisten könnten, diverse Hilfsmöglichkeiten zur finanziellen Unterstützung.

Die Schülerinnen und Schüler des Städtischen Gymnasiums konnten durch die Veranstaltung eine völlig neue Sichtweise auf die Problematik werfen und hatten die Gelegenheit, Politik hautnah zu erleben. Auch Dr. Torsten Spillmann empfand das Interesse der Jugendlichen an den Vorgängen der Kommunalpolitik sehr positiv. Sollte die Schule ihn noch einmal zur Diskussion bitten, so wolle er diesem Ruf gerne erneut folgen, sagte er zum Abschluss der Podiumsdiskussion.

Magdalena Grebe, Hannah Schneider, Julian Menn