16 der 17 wärmsten Jahre überhaupt wurden nach dem Jahr 2000 verzeichnet. Die Temperatur der oberen Wasserschichten der Weltmeere ist von 1980 bis 2015 um 0,5°C gestiegen. Zwischen 1993 und 2017 hat die NASA einen Anstieg des Meeresspiegels um etwa 85 Millimeter gemessen. 2017 konnte die höchste Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre seit 800.000 Jahren gemessen werden. Die Folgen des Klimawandels sind drastisch: Ein steigendes Risiko von Hochwassern, schweren Gewittern und anderen Naturkatastrophen, schwerwiegende Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt, schwindender Lebensraum für Mensch und Tier, eine Verringerung der Lebensqualität aller Lebewesen und damit auch unserer – Die Liste könnte noch ewig fortgesetzt werden.

Obwohl sich die gesamte Weltbevölkerung den Herausforderungen stellen muss, scheint es noch immer eine große Anzahl zu geben, die die Augen verschließt und die Wahrheit leugnet.

Beachtenswert sind allerdings auch die zahlreichen, insbesondere jungen Menschen, die sich für mehr Klimaschutz einsetzen, demonstrieren und direkten Kontakt zu Politikern suchen, um diese mit ihrer fehlenden Initiative zu konfrontieren. Allen voran die 16-jährige schwedische Aktivistin Greta Thunberg, deren Rede auf der UN-Klimakonferenz in Katowice und das Treffen mit dem UN-Generalsekretär António Guterres sich weltweit wie ein Lauffeuer verbreitete. Im August 2018 setzte sie eine globale Bewegung in Gang: Die Schülerin platzierte sich mit einem Schild mit der Aufschrift „Schulstreik für das Klima“ vor dem Schwedischen Reichstag in Stockholm, anstatt zur Schule zu gehen. Nach und nach folgten immer mehr SchülerInnen und StudentInnen ihrem Beispiel. Mittlerweile haben die „Fridays For Future“- Streiks einen hohen Bekanntheitsgrad erlangt und weltweit Anhänger gefunden.

Auch der 18-jährige Schüler Yannik Büdenbender des Städtischen Gymnasiums hat über Social Media von dem Einsatz der Schwedin erfahren. Zu ihrer Rede in Katowice sagte er: „Diese Rede sollte für jeden ein Augenöffner sein“. Nach weiterer Auseinandersetzung mit dem Thema beschloss er, es wäre durchaus sinnvoll selbst etwas zu unternehmen. Und das geschah schließlich auch. Innerhalb von vier Tagen trommelte der Aktivist Mitschüler zusammen und gründete eine sechs-köpfige Kerngruppe. Innerhalb dieser kurzen Zeit entwarfen und bemalten die Schüler*Innen sowohl während der Schulzeit als auch in ihrer Freizeit T-Shirts mit den Aufschriften: „There Is No Planet B“ und „Fridays For Future“. Am darauffolgenden Freitag konnte die Gruppe durch das Tragen der Shirts Aufmerksamkeit in der Schülergemeinschaft gewinnen und sich so innerhalb weiterer fünf Tage auf 26 Mitglieder erweitern. Am Freitag der zweiten Woche des Bestehens der Schülerinitiative, den 15.2., meldeten die Aktivisten eine Versammlung vor dem Laaspher Rathaus an und nutzten ihre Mittagspause für diese.  Zusätzlich erfolgte die Umbenennung von „Fridays For Fututre- Initiative“ in „Projektgruppe WeiterGedacht“ (WG).

Grund dafür ist die zweiseitige Intention der Gruppe: Einerseits will sie sich für allgemeinen Klimaschutz einsetzen, andererseits aber auch einen Fokus auf ihre Schule, das Gymbala, legen. Auch wenn der Prozess der Ideenfindung noch läuft, stehen einige Vorschläge, zur langfristigen und nachhaltigen Erweiterung der Schule in Bezug auf Umweltfreundlichkeit, bereits fest. So zum Beispiel die Anschaffung von richtigem Geschirr und Besteck, anstelle von Plastikgeschirr, welches momentan noch Anwendung bei Veranstaltungen findet. Außerdem äußerte Yannik Büdenbender die Idee einen Buchverleih unter Schüler*Innen und auch außerhalb der Schule zu etablieren. Durch das Anlegen eines Registers für alle verliehenen Bücher könne langfristig Papier gespart werden. „Wieso sollten wir neue Bücher kaufen, wenn wir eben diese von jemand anderem leihen können“, begründete der Schüler sein Vorhaben.

Schon vor WeiterGedacht hatte er sich mit der Thematik Klima- und Umweltschutz auseinandergesetzt. Über „Zero-Waste“ und seine Mitschülerin Samantha Hage kam er schließlich zu der Projektgruppe Futurum, einer Umwelt-AG am Gymbala. Auch Samantha Hage hat sich WG angeschlossen. „Ich finde das ist ein sehr wichtiges und gegenwärtiges Thema. Eigentlich sollte sich jede Generation damit auseinandersetzen und nicht nur wir“, sagte sie.

Und trotzdem sind gerade einige Lehrer*Innen, Politiker*Innen und auch Eltern nicht gerade begeistert von den Schulstreiks und diskutieren über das Fernbleiben vom Unterricht. Dazu sagte WeiterGedacht-Mitlgied Julius Scheffler: „Man kann da eigentlich gar nicht drüber diskutieren. Wir sind junge Menschen und haben ein Recht darauf unsere Meinung zu sagen.“ „Schließlich wird unsere Generation die Folgen des Klimawandels am stärksten zu spüren bekommen. Wir sind die letzten, die etwas dagegen tun können“, fügte Samantha Hage hinzu. Der Aktivist Tobias Frank wies ebenfalls auf den Schaden hin, der in der Tierwelt verursacht wird und die zahlreichen Lebensräume, die den Tieren genommen werden.

Zur Zeit besteht WeiterGedacht zu einem Großteil noch aus Schüler*Innen der zwölften Jahrgangsstufe. Da die aber ab Frühjahr nicht mehr am Gymbala sein werden, besteht ein großes Interesse daran mehr Schüler*Innen der unteren Jahrgänge zu begeistern, damit das Projekt nicht im kommenden Schuljahr stirbt. „Wichtig ist aber, dass niemand der Gruppe beitritt, um einen Vorwand zum Schwänzen zu haben. Darum geht es nicht. Es geht um das Verfechten unserer Ziele zum Klima- und Umweltschutz“, betonte der Initiator Yannik Büdenbender.

Quelle: Siegener Zeitung vom 27.02.2019