Auch an den Schulen im Altkreis werden Stunden gestrichen – aber deutlich seltener als im NRW-Landestrend. Ausnahmen bestätigen die Regel. Eine Unterrichtsausfall-Quote von nur 0,5 Prozent im Schuljahr 2018/19 und mit 0,8 Prozent eine nur geringfügig höhere im 1. Schulhalbjahr 2019/20 – wie kommt das Städtische Gymnasium Bad Laasphe zu solch niedrigen Werten im Vergleich mit dem Trend auf Ebene des Regierungsbezirks Arnsberg? Darüber hinaus zeigt die Schuldaten-Statistik des Landes NRW, dass Wittgensteins Schulen mit ihren Ausfall-Werten meistens deutlich unter dem Bezirksschnitt liegen.

Steffen Roth, stellvertretender Leiter des Städtischen Gymnasiums in Bad Laasphe, ist von den Landeszahlen für seine Schule durchaus überrascht. Ein Erklärungsversuch: „Wir haben ein sehr junges Kollegium, vielleicht liegt es daran“, meint er, vor allem mit Blick auf den Krankenstand. Und: „Wir haben Konzept, wonach ausfallender Unterricht meist vertreten wird“, erklärt Roth. Bedeutet in der Praxis: „Ein Mathe-Lehrer geht in die Klasse, wenn dort Mathe ausfällt.“ Oder: Der Vertretungslehrer kennt die Klasse gut, kann dann an seinen eigenen Unterricht dort anknüpfen.

Früher sei die sechste und damit letzte Schulstunde tatsächlich oft ausgefallen, erinnert sich Roth – „aber heute ist jeder Unterricht wertvoll“. Und deshalb werde er am Städtischen auch nur dann ersatzlos gestrichen, „wenn Außergewöhnliches passiert“, so Roth weiter – „wenn etwa zehn, zwölf Lehrer krank sind wegen Grippe“. In solchen Fällen mache das Kollegium „Überstunden“, um möglichst viel Ausfall zu vermeiden.

Seit dem Schuljahr 2018/19 werden die Daten zum Unterrichtsausfall an den Schulen in NRW flächendeckend erhoben. Das Ziel dabei laut Schulministerin Yvonne Gebauer: „Die landesweite Erhebung schafft Transparenz und ist die Voraussetzung dafür, Unterrichtsausfall auf Grundlage verlässlicher Daten gezielt und wirksam zu bekämpfen.“

Allerdings sei „leider der Unterrichtsausfall immer noch eine der größten Herausforderungen für die Landesregierung“, so die beiden SPD-Landespolitiker Eva-Maria Voigt-Küppers aus Würselen und Jochen Ott aus Köln in einer Kleinen Anfrage an die NRW-Landesregierung zum Thema. Zwar leisteten die Schulen und ihr Personal „jeden Tag Enormes, um mit vorhandenen personellen Ressourcen den Schulbetrieb am Laufen zu halten“, doch litten viele Schulen „unter einem erheblichen Personalmangel, der vielerorts zu zahlreichem Unterrichtsausfall“ führe. Und: „Jeder Tag mit Unterrichtsausfall ist einer zu viel“, finden Voigt-Küppers und Ott.

Um ganzjährig Informationen über das Unterrichtsgeschehen an allen Schulen zu erhalten, so Schulministerin Gebauer in ihrer Antwort, sei im Schuljahr 2018/19 das neue Verfahren der „Flächendeckenden Unterrichtsaufallstatistik mit Detailerhebung“ eingeführt worden. Dabei handele es sich „um eine differenziertere Rückmeldung, die von den teilnehmenden Schulen einmal pro Schuljahr zusätzlich zur flächendeckenden Erhebung für einen zugewiesenen Zeitraum von zwei Unterrichtswochen erfolgt und die unter anderem über die Ursachen der Abweichungen vom regulären Stundenplan Auskunft gibt.

Mit Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 und den Schulschließungen vor den Osterferien jenes Jahres sei „die Erhebung bis zum heutigen Zeitpunkt ausgesetzt“, worden, erläutert die Ministerin. Noch ausstehende Meldungen der Schulen seien damals nicht mehr eingefordert worden, die Daten für das erste Schulhalbjahr unvollständig. Und für das zweite lägen überhaupt „keine verwertbaren Daten vor“.

Quelle: Westfalenpost vom 07.01.2022