Tiger, Zebra & Co.

Der diesjährige Kalender lädt ein zu einer kleinen Expedition ins Tierreich der Schulkunst am Städtischen Gymnasium Bad Laasphe. Im Zentrum steht eine Auswahl von Werken, die sich der Repräsentation des Tieres in Zeichnung, Collage, Malerei und Plastik widmet. Die Bilder des Kalenders dokumentieren das anhaltende Interessen an Tieren und machen die Sehnsucht des Menschen nach einem harmonischen Verhältnis zur Natur sichtbar, die sich gerade auch unter den Bedingungen der beschleunigenden Industrialisierung und Technisierung entwickelt.

Schulkalender 2010

Die Beschäftigung mit dem Bildsujet Tier kann individuelle Naturvorstellungen entwerfen und die bedrohte Tierwelt und den Tier- und Artenschutz thematisieren, denn Tierbilder verweisen indirekt auf die natürlichen und gesellschaftlichen Bedingungen tierischer Existenz. In den Tierdarstellungen, ob in der bildenden Kunst, in der Fotografie, im Journalismus oder im Fernsehen, kommt ein grundlegendes emotionales Bedürfnis des Menschen nach Naturerfahrung zum Ausdruck.

Der Titel des Kalenders spielt auf eine der erfolgreichsten Tiersendungen an. Elefant, Tiger & Co. ist eine Serie, in der Begebenheiten aus dem Zooalltag von Tieren und Tierpflegern wiedergegeben werden. Nach dem Konzept von Elefant, Tiger & Co. wurden auch weitere Zoo-Doku-Soaps gestaltet, wie Pinguin, Löwe & Co. aus dem Allwetterzoo Münster und Panda, Gorilla & Co. aus dem Tierpark und dem Zoologischen Garten in Berlin.

Beim Fernsehpublikum kommen die nachmittäglichen Geschichten aus dem Reich der Tiere gut an. Die ARD-Zoodokus erreichen in der Spitze bis zu 2,5 Millionen Zuschauer. Wissenswertes über seltene Tiere zu erfahren, am Schicksal der Gorillababys Mary und Monza und des Neuzugangs Upala teilzuhaben und das Erwachsenwerden des kleinen Eisbären und Publikumslieblings Wilbär zu begleiten, macht wohl den Reiz der Produktion aus, die nebenbei für den Zoobesuch wirbt.

Mit dem Aufkommen der Zoos und der Naturkundemuseen im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert entdecken viele Europäer ein bis dahin nur Abenteurern, Forschern, Künstlern und Wohlhabenden bekanntes Tierreich: Tiger, Löwen, Zebras, Nashörner oder Elefanten sind nicht mehr nur als ausgestopfte Trophäen in den Kunst- und Wunderkammern der Adeligen und Reichen zu bewundern, sondern werden lebend gezeigt und vom Volk bestaunt und bewundert. Die Begeisterung für exotische Tiere spiegelt sich auch in den Bildern dieses Kalenders.

Was ist das Tier für den Menschen? Exotisches Objekt der Faszination oder Forschungsgegenstand? Bester Freund oder ärgster Feind? Nahrung und Nutztier oder Wesen mit Seele und Teil der Familie?

Die Beziehung zwischen Mensch und Tier ist komplex, vielfältig und widersprüchlich. Auf der einen Seite steht der Wolf, der seit dem Mittelalter absoluter Verfolgung ausgesetzt war, auf der anderen Seite gibt es den angepassten Hund, der als ständiger Begleiter des Menschen seit Jahrhunderten anerkannt, gebraucht und geliebt wird. Hier sehen wir den mitfühlenden Umgang mit den Haustieren und die Empathie mit gestrandeten Walen, dort die schrankenlose Ausbeutung der Tiere dank moderner industrieller Massentierhaltung und effektiver Fangmethoden. Dort ist die gewaltsame Massentötung von seuchengefährdeten Tieren zu beobachten, hier der sensible Tierfreund, der seinem Vierbeiner einen Grabstein setzt.

Als wildlebende, gefährliche Beute der urzeitlichen Jäger, als domestizierte Nutztiere der Ackerbauer und Viehzüchter, als geliebte und z.T. verhätschelte Haustiere in fortgeschrittenen Kulturen begleiten Tiere die Zivilisationsgeschichte der Menschheit. Wir brauchen Hühner, Ziegen, Schafe, Schweine und Kühe als Fleisch- und Rohstofflieferanten, Pferde als Zug- und Lasttiere und heutzutage vorwiegend als „Sportgeräte“, Hunde zum Schutz und als treue Begleiter, Papageien, Hamster, Zierfische und Katzen zur Unterhaltung. Was wäre der Mensch ohne das Tier?

Eine Umfrage hat herausgefunden: Für viele ist der beste Freund kein Mensch, sondern das Haustier. Zwei Drittel der Befragten halten Bello, Miezi und Co. für ehrlichere und zuverlässigere Freunde als Menschen. Für jeden siebten Deutschen (14 Prozent) sind die tierischen Freunde sogar der wichtigste Bezugspunkt im Leben.

Gezähmt und gezüchtet, gehütet und verzehrt, gefürchtet und geliebt – was wäre der Mensch ohne das Tier?

Vinzenz Becher

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